Armbrustbau und Zubehör

 

 

 

Nachbau eines Köchers für Armbrustbolzen

 

 

Nach der Produktion einer kleinen Serie von Bolzen für die neue Armbrust war der Nachbau eines möglichst authentischen Köchers zur Aufbewahrung notwendig geworden. Im Internet findet man dazu allerlei Links und Anleitungen, wobei die Authentizität relativ unklar ist. Allenthalben erfährt man bei Recherchen, dass die Köcher eine kolbenförmige, bauchige Form hatten, unten etwas breiter, dicker, da die Bolzen umgekehrt, also mit den Spitzen nach oben, in den Köcher gesteckt wurden, damit man schnell und direkt die richtige Auswahl von Bolzen für den gewünschten Zweck treffen konnte. Das bedingte wegen der "Befiederung der Bolzen", dass das untere Ende des Köchers etwas dicker, umfangreicher war.

Bei der Auswahl eines realen Originals als Vorbild für den Nachbau fiel die Wahl auf einen Bolzenköcher, der in der bekannten Rüstkammer der Churburg in Schluderns im Vinschgau in Südtirol ausgestellt ist. Als Bauvorlage dienten mehrere Fotos, die Phillip Baron von Hohenbühel, der Präsident des Südtiroler Burgeninstituts, freundlicherweise vor Ort anfertigte und mir zukommen ließ. Hierfür meinen herzlichen Dank!

Da mir für den Köcher keine exakten Maße vorlagen, konnte der Nachbau nur die generelle Form und die Machart nachempfinden. Das heißt der Nachbau entspricht nicht den exakten Maßen und weicht auch etwas von der Gesamtgröße ab. Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass mein Nachbau etwa 20 Bolzen aufnehmen können sollte. Das Churburger Original scheint mir für etwas weniger Bolzen angefertigt worden zu sein.

Das Original wie der Nachbau haben einen hölzernen Kern, quasi ein Gerippe, das mit verschiedenen Ledern überzogen wurde.

 

 

 

 

Das Original in der Churburger Rüstkammer (Foto links in der Mitte). Deutlich zu erkennen die Grundform: unten breiter, aber flacher.

 

 
  Der Köcherkörper im Original ist mit einem dünnen hellen Leder überzogen. Im oberen Teil hat der Köcher einen Überzug aus dunklem, etwas dickeren Leder. In den beiden hinteren Ecken durchstößt ein Lederband den Köcher, der hinten durchgängig eine Art Gürtel bildet.  
   
  Hier im Original deutlich das hölzerne Gerippe und der Lederüberzug zu erkennen. Aufgrund meiner persönlichen Unkenntnis des Originalköchers bleibt sowohl der Verschluss des Köchers nach unten (das heute hineingestopfte Papier kann nur ein Behelf sein!!), als auch die Frage, ob der Holzkörper aus einem bzw. zwei Stücken gebaut ist, oder ob es sich - wie im Nachbau realisiert - um mehrere zusammengeleimte Leisten handelt, unklar.  
       
  Hier sieht man im Original wo und wie der Halteriemen durch den Köcher verläuft. Außerdem ist die "mund- / lippenförmige" Öffnung des Köchers gut zu erkennen.  
       
  Hier die Rückseite des Köchers mit den verschiedenen Lederarten und dem Gürtelriemen. Die Reste von Hanfseilen verweisen möglicherweise auf die Art, wie der Köcher an einem Gürtel befestigt wurde.  
 

Nachbau

 

     
  Für den Nachbau wurden verschiedene, 5mm starke Holzleisten aus Kiefer und Buche verleimt. Um die gewünschte Form zu erhalten, wurden die Leisten auf zwei vorbereitete, 1cm dicke Holzscheiben gelegt. Während die untere (im Foto die rechte) Scheibe als Boden fest mit verleimt wurde, blieb die im Bild links lose. Die Verleimung erfolgte lediglich mit den Leisten gegeneinander. Die obere, linke Holzplatte als Hilfsform wurde später nach Abschluss wieder entfernt / rausgenommen (daher auch die Spaxschraube, um die Scheibe zum Entfernung packen zu können).

Da die Form des Köchers unregelmäßig, nicht zylindrisch ist, mussten die Holzleisten verbogen, gedrillt werden. Das geschah nach einem Dampfbad über kochendem Wasser und arretieren und trocknen für etwa 1-2 Tage.

 
       
  Nach und nach wurden die Buchenleisten in Form gebracht und aneinander geleimt. Gehalten wurden die Leisten während des Trocknens mit Schraubzwingen und verdrillten Drähten.  
       
  Die letzte Leiste musste ob der Gesamtform noch entsprechend keilförmig ausgesägt werden. Gut zu sehen auch hier noch einmal die Spaxschraube in der oberen Holzscheibe, die hier nun nach Trocknen des Leims herausgezogen werden konnte.  
       
  Anschließend wurde der fertig geleimte Holzkörper verspachtelt ...  
       
  ... und komplett glatt geschliffen.  
       
  Final wurde aus einem Streifen Korkmaterial die "Lippe" des Köchers angeleimt und anschließend mit Spachtel ausgeformt.  
       
  Dann noch einmal alles glatt schleifen - als Vorbereitung für das Beleimen des Rohbaus mit Leder.

Als Leder für die Innenausstattung habe ich ein dünnes Fensterleder eingesetzt. Für die Außenbespannung habe ich ebenfalls ein Fensterleder genommen, dass aber von Hause aus schon alt aussah und sich steifer anfühlte. Damit war das Nachbearbeiten auf "antik" nicht mehr so aufwändig.

Für den oberen Teil des Köchers wurde ein dunkelrot gefärbtes Glattleder ausgeschnitten und verwendet.

Alle Leimarbeiten wurden mit Ponal Holzleim erledigt, welcher sich zum Kleben von Leder auf Holz schon mehrfach sehr gut bewährt hatte (so beim Bau von Schwertscheiden).

 
       
  Hier der fertige Köcher, bespannt mit dem unregelmäßig gewachsenen Fensterleder und mit dem dunkelroten Glattleder. Im Köcher stecken 15 Armbrustbolzen. Die Spitzen nach oben erleichtern die rasche Auswahl des gewünschten Bolzens.

Das Leder sieht allerdings noch sehr neu und daher unschön aus. Aus diesem Grund bekam das Leder noch eine Einreibung aus Lederfett und Antikwachs für die Möbelpflege.

 
       
  Danach sah der Köcher so aus (Foto links).

Der Nachbauköcher ist 39cm lang und 12 cm (oben) bzw. 13,5 cm (unten) breit.

An der Öffnung ist er 10cm dick, unten nur 7,5cm.

Er wiegt leer 620 Gramm.

 
       
  Hier abschließend noch einmal eine Seitenansicht des Nachbaus vor dem Nachbehandeln des Leders.

Zum Einhängen des Köchers an einen Gürtel werde ich hinten an den Riemen noch eine oder zwei Lederschlaufen anbringen ...

 


 

 
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