Projekt Schießscharten in Burgen

 

 

 

Nutzbarkeit von frühen Schießscharten an mittelalterlichen Burgen

 

 

Die bereits angesprochene Studie über die Nutzbarkeit von Bogenschießscharten in Burgen und deren militärischer Nutzwert ist weitgehend abgeschlossen.

 

Angeregt durch die im Rahmen des DBV-Burgenforschungsseminars mit Dr. Joachim Zeune besuchten schottischen Burgen mit den beeindruckenden hohen Schlitzscharten hat Rüdiger Bernges praktische Versuche zur Nutzung von solchen Schießscharten im deutschen Burgenbau des 13ten und 14ten Jahrhunderts mit Langbogen und auch Armbrust in den Jahren 2009 und 2010  durchgeführt. Dabei wurden auch zahlreiche Schießscharten Elsäßer und Pfälzer Burgen gesichtet, vermessen und datenbanktechnisch erfasst.

Das "Testwerkzeug" - zwei Selfbow Langbögen aus Esche und Ahorn sowie zwei Armbruste aus Kirschbaum und Eiche mit jeweils Stahlbögen - hat Rüdiger Bernges von BINSY in dieser Zeit selbst gemäß mittelalterlicher Vorbilder nachgebaut.

Als Burgen für die Schießversuche wurden entsprechend gut geeignete Burgen im Elsaß ausgewählt: allen voran die Spesbourg bei Andlau, dann noch Ortenberg, Birkenfels, Hoh-Andlau, Wangenbourg und Landsberg. Untersucht wurden auch noch die Pfälzer Wald Burgen Gräfenstein und Neu-Leiningen sowie die rheinischen Burgen Schönburg bei Oberwesel und der Pfalzgrafenstein bei Kaub im Rhein.

Die Ergebnisse waren erstaunlich. Einige Burgen mit ihren Schießscharten ermöglichten bequemes Schießen aus den Scharten  mit entsprechend großen Schießwinkeln nach links und rechts mit dem Bogen. Die Schießwinkel beim Schuss mit der Armbrust waren immer eingeschränkt für einen Schuss gerade nach vorne. Auch halfen dabei nicht wie vermutet die Kreuzschlitzscharten, hier untersucht im Bergfried der Wangenbourg. Einige Schießscharten, so die der Burg Birkenfels, waren überhaupt gar nicht zum Schuss mit dem Bogen geeignet. Die Schlitze waren einfach zu eng und vor allem zu niedrig, um den Bogen einigermaßen sicher zu nutzen. Allenfalls zum geraden Schuss mit der Armbrust konnten diese Scharten genutzt werden. Die Vermutung von Dr. Zeune, dass viele Burgen Scharten nur zu Abschreckung hatten (sog. apotropäische Phänomena), stellte sich als richtig heraus. Besonders interessant war wieder einmal die Burg Ortenberg. Hier konnte man feststellen, dass der Bauherr bei der Anlage der Scharten systematisch und planvoll vorgegangen ist. Die Scharten deckten ganz bestimmte gefährdete Bereiche des Burgenvorfeldes ab.

Interessant waren auch die Ergebnisse hinsichtlich der Sicherheit, die der Verteidiger vermeintlich hinter der Mauer in der Schießkammer genoss. Bei den praktischen Versuchen mit dem Bogen gelang es den relativ ungeübten BINSY Schützen recht gut und sicher, mit dem Langbogen von außen in eine Schießscharte hineinzuschießen. Geübte Schützen konnten demnach eine Schießscharte durchaus eine zeitlang durch "Dauerbefeuerung" blind halten.

Umfangreiche Auswertungen, Planskizzen, Grundrisse und Aufmaße von Scharten sowie ausführliche Ergebnisse wurden in diversen Medien veröffentlich: Zeitschriften Burgen und Schlösser (DBV), ARX (Südtiroler Burgeninstitut) sowie dem Jahrblatt der Interessengemeinschaft Historische Armbrust (Jens Sensfelder). Informationen zu den Schießscharten findet man auch in der folgenden BINSY Datenbank ==>

 

 

 

 

Links: Zeitschrift ARX 2-2010 - Artikel "Nutzbarkeit von Schießscharten in hochmittelalterlichen Burgen", zu beziehen bei www.burgeninstitut.com

 

Mitte: Jahrblatt der Interessengemeinschaft Historische Armbrust, zu beziehen im Buchhandel oder in Internetbuchshops.

 

Rechts: Zeitschrift "Burgen und Schlösser 1-2011", Artikel "Über den militärischen Nutzen von frühen Schießscharten im deutschen Burgenbau", zu beziehen bei www.deutsche-burgen.org

 

Ein Nachtrag zu den Schießversuchen auf Burg Neuleiningen findet sich auch in der Zeitschrift "Burgen und Schlösser 3-2011",  zu beziehen bei www.deutsche-burgen.org

 

 

 
Schuss mit dem Langbogen aus einer Schießscharte von Burg Ortenberg  
   
  Schießversuch mit der Armbrust im Bergfried der Wangenbourg  
       
  Gruppenbild vor der Burg Spesbourg zusammen mit den französischen Freunden der Vereinigung zur Konservierung der Burg Kagenfels  

 

Ohne die Hilfe vieler wäre der Versuch mit den Schießscharten nicht möglich gewesen. Dank für die ohne Ausnahme engagierte und freundliche Unterstützung gilt unter anderen:

  • Jens Sensfelder für die Herstellung eines Stahlbogens für eine Armbrust und für viele Tipps zum Bau und zur Nutzung von mittelalterlichen Armbrusten

  • Josef Johanning (besitzt einen von zwei zertifizierten, mobilen Armbrust-Schießständen für Mittelaltermärkte in Deutschland) für viele Tipps und Kontakte beim Armbrustbau

  • Siegfried Fischer (Schmied in Saarbrücken) für die Herstellung von Schmiedeteilen wie Fußbügel, Bogen oder Gürtelspannhilfe für die Armbrust

  • Herrn Olmesdahl (Fa. Olmesdahl Erodiertechnik in Remscheid) für den Bau von Nuss, Nussbrunnen und Abzugstange für die Armbrust

  • Gilles Anselm (Präsident der Association pour la Restauration du Spesbourg) und die Gemeinde Andlau für das Absperren der Spesbourg und vor allem für die Unterstützung beim Versuch auf der Spesbourg

  • Alexander Tillmann (Kaarst) für die Unterstützung bei den Versuchen vor Ort

  • und nicht zuletzt Achim Zeune für immer wieder neue Inputs und Anregungen, die Versuche noch ausführlicher zu gestalten

Infos zum Bau von Bogen und Armbrust, die bewusst nicht im Internet veröffentlicht werden, sowie detailliertere Infos zu Versuchsergebnissen oder auch zur Durchschlagskraft von Bogen und Armbrust, zum Bau von Pfeilen und Bolzen etc. können bei BINSY bei berechtigtem Interesse angefragt werden. Ebenso kann der Kontakt zu den o.g. Personen hergestellt werden.

Mailto: info@binsy.de

 

 
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